Rund 300 Immobilienverantwortliche der Handelsbranche trafen sich am 25./26.03.2025 in Berlin zum diesjährigen HIK, um die wichtigsten Themen der Branche zu diskutieren. In einer abwechslungsreichen Mischung wurden Forschungsergebnisse und Praxisbeispiele vor dem Hintergrund der politischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen eingeordnet.
„In diesen zwei Tagen wurde abermals sehr deutlich, wie eng das Schicksal von Einzelhandel, Immobilie und Stadt miteinander verbunden ist und wie wichtig der Austausch untereinander ist“, erklärte Marco Atzberger, EHI
Stefan Genth, HDE, startet mit einer Analyse der Situation von Handel und Immobilie, die zwar angespannt sei, sich aber in der „Rückkehr auf den Wachstumspfad“ befinde und daher Grund zu Optimismus gebe.
Auch Wolfgang Bosbach ermutigt zu Optimismus. Deutschland stehe wirtschaftlich besser da als häufig behauptet werde. Aber die neue Regierung müsse viel dafür tun, dass das auch so bleibe. Die Ansprüche und Wünsche der Bevölkerung bringt er pragmatisch auf den Punkt: „Die Menschen wollen keine Diskussionen über Flugtaxis, sie wollen, dass der Bus kommt.“
Christian Schneider, Rewe und Thomas Menzel, Kaufland Stiftung stellen eine Studie vor, die aufzeigt, welche Hürden beim Thema Bürokratieabbau bestehen. Mit dem Begriff „der unsichtbare Mitarbeiter“ beschrieben sie beispielsweise die schlechte Erreichbarkeit der Behörden. Iris Schöberl, ZIA, wünschte sich in dem Zusammenhang ein vereinfachtes Umbaurecht für Gewerbeimmobilien statt langwieriger Genehmigungsverfahren.
David Rea, JLL, beschrieb die Planungsunsicherheit der globalen Wirtschaft – durch Inflation, Kriege oder auch die neue US-Regierung – als derzeit größte Herausforderung.
Zu den vielen Praxisbeispielen, die ein umfassendes Bild des Handels ergaben, gehört die Vorstellung der Format-Politik von Media-Saturn. Dr. Sascha Mager stellt die Core-, Lighthouse-, Smart- und Express-Stores des Elektronikhändlers vor, die sowohl an die Standorte wie auch die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kundschaft angepasst sind.
Stefan Genth, HDE, Aygül Özkan, ZIA, Christine Hager, GCSP und Marco Atzberger, EHI, eröffnen den HIK 2025
„Einzelne Standorte müssen immer an die Bedürfnisse der Menschen, die dort kaufen, angepasst werden“, erklärt Jenny Stemmler, Lidl Immobilien Dienstleistung. So nutzten in Großstädten 42,1 Prozent das Auto zum Einkauf in einer Lidl-Filiale, in ländlichen Gegenden seien es dagegen 85,5 Prozent, was große Parkplatzflächen unerlässlich mache.
Stefan Kaiser, Decathlon erläuterte, den Expansionspfad des Sportartikelmarke in die City, wo sie ganz nah an ihrer Kundschaft heranrücke – und darin ein immenses Potential sehe. Mit der großen Hamburg-City-Filiale ist das bereits gut gelungen.
Cathrin Klitsch, EHI, stellt Ergebnisse der EHI-Studien zu Energiemanagement und E-Mobilität vor. Die positive Nachricht: Der Handel konnte seinen Stromverbrauch in den letzten 10 Jahren senken – und zwar trotz deutlich Energie-aufwendigerer Projekte. Dazu tragen bessere Technologien oder auch Energie-günstigere Kühl- und Tiefkühlmöbel mit Abdeckung bei. Beim Thema Ladeinfrastruktur ist der Handel Vorreiter, nicht weil er gesetzlich verpflichtet ist, vielmehr weil er seiner Kundschaft einen zusätzlichen Service bieten möchte. Nur 12 Prozent der Händler bieten keine Ladestationen an. Das liegt häufig an Innenstadtlagen, wo schlicht der Platz für Parkplätze mit Ladesäulen fehlt. Die meisten dieser Stationen sind dazu Schnell-Ladestationen. Damit trägt der Handel maßgeblich zur Ladeinfrastruktur bei.
Fester Bestandteil von Douglas Expansionsstrategie ist Nachhaltigkeit, sagte Marcel Uphues. Bis Ende 2025 will das Unternehmen 50 Prozent ihrer Kohlenstoff-Emissionen einsparen. Dabei helfen z.B. Smart Meter und eine KI gestützte Steuerung der Haustechnik.
Für Tobias Pickert, ECE Marketplaces, verweist auf eigene Studien, die aufzeigen, dass Shopping-Center durchaus klimaneutral werden können. Der Schlüssel auf dem Weg dahin seien digitale Daten, die Transparenz bei Energieverbrauch und Emissionen schaffe.
Johannes Ferber, INGKA / Ikea Group, möchte den CO2-Fußabdruck des Unternehmens bis 2030 um 85 Prozent reduzieren. Bis 2050 soll es auf null gehen.
Mixed-Use sei einer der wichtigsten Trends im Handel, erklärt Florian Lauerbach, ILG Kapitalverwaltungsgesellschaft, weil es Synergien schaffe, als Investment-Produkt sei diese Asset-Klasse aber noch umstritten.
Peter Cohrs betreibt ein Department Store und ist Entwickler des Shopping Center Theo in Husum. Eine Shoppingimmobilie funktioniere immer nur im Kontext: „Wenn vor meiner Tür gefegt ist, nützt das nichts, wenn sich vor dem Nachbargeschäft der Müll stapelt“, erklärt er und appelliert damit an gemeinschaftliches Handeln aller Akteure in der Innenstadt.
Mit dem Award Store of the Year hat der HDE in diesem Jahr C&A in der Neuhauser Straße in München, Thalia Mayersche Buchhandlung am Neumarkt in Köln. Küchenstudio proform in Weinheim, Pâtisserie Johanna in Hamburg und Pier 14 Strandterrasse im Seebad Ahlbeck ausgezeichnet.
Die Veranstalter des Handelsimmobilienkongresses ziehen nach zwei Tagen ein sehr positives Fazit und werden mit großem Beifall belohnt. Im nächsten Jahr trifft sich die Branche am 24. und 25. Mai im Steigenberger Hof am Kanzleramt in Berlin.