73.000 Tonnen Papier sparen

Interview mit Lionel Souque (Teil 2), Vorstandsvorsitzender der REWE Group

Michael Gerling

Michael Gerling

Geschäftsführer

Tel: +49 221 57993-50

gerling@ehi.org

Welche Hintergründe hat der angekündigte Ausstieg der Rewe Group aus der Handzettelwerbung und welche Alternativen werden für den Lebensmittelhändler relevant? Wie passt sich das Unternehmen an die veränderten Einkaufsgewohnheiten an? Welche Pläne gibt es im Bereich Online-Lebensmittelhandel und wird der digitale Handel für die Rewe ein strategisches Feld werden? Die Antworten darauf liefert uns Lionel Souque, Vorstandsvorsitzender der REWE Group und Referent beim Handelskongress Deutschland.

Die Rewe hat kürzlich angekündigt aus der Handzettelwerbung auszusteigen. Was sind die Hintergründe und was die Alternativen?

Lionel Souque: Der wöchentliche REWE-Angebotsprospekt ist eines der ältesten Werbemedien der Branche und wird an viele Millionen Haushalte verteilt. Im Sinne unserer Nachhaltigkeits- und Digitalisierungsstrategie ist mit diesem Papier-Handzettel zum 1. Juli 2023 Schluss. Dafür wird die Artikelwerbung über neue und klassische Medien erheblich ausgebaut. Der Effekt für Umwelt, Klima und Ressourcenschonung ist immens: Die Umstellung spart mehr als 73.000 Tonnen Papier, 70.000 Tonnen CO2, 1,1 Millionen Tonnen Wasser und 380 Millionen kWh Energie pro Jahr ein.

Haben Kundinnen und Kunden ihr Einkaufsverhalten aufgrund der Inflation verändert – GfK-Daten zeigen, dass Konsumenten in ihrem Alltag zunehmend auf Genusskategorien verzichten – und wie passt Rewe ihr Sortiment an?

Lionel Souque: Für eine abschließende Antwort ist es zu früh. Wir sehen aber, dass die Inflation und die steigenden Preise für Energie und Mobilität die Kundinnen und Kunden verunsichern, und dass sie ihr Kaufverhalten ändern. Sie achten noch mehr aufs Geld. Tendenziell kaufen sie mehr Aktionsware und unsere Eigenmarken. Und wenn einige Industriemarken weiter so massiv und ungerechtfertigt an der Preisschraube drehen, dann werden sie Kunden für lange Zeit oder sogar unwiederbringlich verlieren.

Die Rewe beteiligt sich an Quick-Commerce-Anbietern wie Flink und Co. Was ist das Ziel?

Lionel Souque: Wir sind der größte Anbieter im Online-Lebensmittelhandel. Das wollen wir ausbauen und dazu gehört, laufend weiter zu lernen. Quick-Commerce ist interessant für eine sehr spezielle Kundengruppe. Und es gibt innovative, schnelle Partner, die diese Zielgruppe erfolgreich ansprechen. Wir wollen uns fokussieren, nicht immer alles selber machen und sind daher eine Partnerschaft mit Flink eingegangen. Auch deren Bedürfnisse wollen wir gut verstehen und an der Spitze der Bewegung stehen. Wir wiederum bringen für unsere Partner ein enormes Knowhow bei Lebensmitteln und deren Logistik mit. Es ist also eine Win-Win-Kooperation.

Die Rewe hat große Kompetenz im digitalen Handel und bietet ihre Lösungen anderen Händlern an. Wird das ähnlich wie bei Amazon und der Cloud ein strategisches Feld?

Lionel Souque: Wir sind und bleiben in erster Linie Lebensmittelhändler und Touristik-Unternehmen. Digitale B2B und B2C-Prozesse sind in beiden Bereichen sehr entscheidend im Wettbewerb. Wir möchten unseren Kunden Lösungen aus einer Hand anbieten, die Prozesskette kennen und steuern können. Wenn sich daraus ein Geschäftsmodell ergibt, kann das spannend sein. Wir haben sehr gute Erfahrungen mit unseren Beteiligungen und Entwicklungen von Commercetools, Fulfillmenttools und Paymenttools gemacht.

Herr Souque, wir danken Ihnen für das Gespräch und wir freuen uns schon auf Ihre Keynote beim Handelskongress Deutschland 2022 am 16+17. November in Berlin.

Michael Gerling

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